Es gibt einen alten und guten Spruch über die Wall-Street, der die Schnelligkeit von steigenden und fallenden Börsenkursen verdeutlicht: “Sie nehmen die Treppe rauf und den Aufzug wieder runter.” Gemeint ist die Tatsache, dass normalerweise die Anstiegesphasen lange brauchen während die Rückgänge schnell (aber heftig) von statten gehen. Nicht selten brauchen große Anstiegsphasen 1-2 Jahre, um dann in nur 1-2 Monaten ihre Gewinne wieder komplett abgegeben.
Was wir in den vergangenen 6-8 Monaten erlebt haben, war allerdings – wenn man so will – der komplette Verzicht auf die Treppe. Sowohl in Aufwärts- als auch in Abwärtsrichtung ging es rasant und heftig zur Sache:
Quelle: freestockcharts.com
Wenn man den Zeithorizont aber erweitert, relativiert sich das Ganze etwas. Hierzu habe ich einen 5Jahres Chart in der Wochendarstellung gewählt und einen ATR(2) hinzugenommen. Warum? Dazu gleich mehr. Man sieht nun, dass da durchaus etwas dran ist wenn es heißt dass Anstiege lange brauchen. Für jeden erfahrenen Börsianer ist das nichts neues. Es auch stimmt, dass Korrekturen schnell und heftig ablaufen. Auch das haben wir sicherlich alle schmerzlich lernen müssen an der Börse.
Es gibt aber einen entscheidenden Unterschieder und der wird durch die Wahl des Zeithorizonts deutlich: Auf lange Sicht bleiben trotz heftiger Korrekturen höhere Kurse. Das heißt, dass die Korrekturen nur kurzfristig sind, eben Korrekturen. Oder um in der eingangs erwähnten Metapher zu bleiben: Die Fahrt im Aufzug nach unten macht nicht alle eklommenen Treppen wieder wett solange man den Zeithorizont lang genug wählt:
Der Chart oben ist unter mehreren Gesichtspunkten interessant, finde ich. Man kann schön sehen, dass in ruhigen, bullishen Phasen die ATR-Range von 2 Wochen sich im Bereich von 50 Punkten abspielt (für den S&P500). Seit Mitte 2015 allerdings, gibt es weit extremere Ausschläge. Diese gingen bis hin zu 120 Punkten beim Mini-Crash im Sommer letzten Jahres. Der Chart gibt aber noch mehr her:
Wir befinden uns nach wie vor in einer außergwöhnlich volatilen Phase. Unter volatil verstehe ich einen ATR(2)_weekly Wert, der über dem Durchschnitt von 200 Tagen liegt. Oder kurz: Über 50. Rein visuell ist es vielleicht einfacher zu interpretieren. Offensichtlich gibt es große Ausschläge bei der Wochnrange seit Ende 2015 – und genau das meine ich mit der eingangs erwähnten Börsenweisheit. Die Börse ist seit gut einem Jahr im Aufzugsmodus und mag die Treppe nicht mehr.
Im Chart oben lassen sich einige interessante Hinweise ziehen. Zum Einen, dass wie schon gesagt die Vola hoch ist, zum anderen aber auch, dass sie zurück geht, was positiv ist. Es könnte sein, dass demnächst wieder die Treppe gewählt wird.
Interessant ist auch der Blick auf den Preischart des S&P auf Wochenbasis mit den Bollinger-Bändern. Mit dem Kurs von 2022 ist man wieder im oberen Bereich. Der MA20(weekly) verläuft bei etwa 1995 Punkten und so lange sich der Kurs im oberen Bollinger-Bereich, also über MA20(weekly) befindet, ist die Situation bullish.
Das gilt es fest zu halten. Die Situation ist bullish. Der Markt ist bereit für höhere Kurse. Untermauert wird das von der EZB Entscheidung vergangene Woche und so zeigt sich auch der DAX:
Ich habe im Chart oben eine grobe Zielrichtung eingezeichnet, die sich rein aus chart- bzw. markttechnischen Gesichtspunkten heraus ergibt. Der Bereich von 10.250 – 11.000 ist aus meiner Sicht bis Mitte bzw. Ende April erreichbar. Bei etwa 10.300 Punkten verläuft der MA200, der bis dahin mit sehr großer Wahrscheinlichkeit erreicht wird.
Sollte der MA200 und damit in etwa auch die große Diagonale (gelb im Chart), die sich aus den Hochs seit April 2015 ergibt, überwunden werden, wird es richtig bullish. Neue ATHs sind dann eine Frage der Zeit.
Ihr seht, ich bin derzeit alles andere als bärisch. Wir befinden uns in einer saisonal günstigen Phase, haben einen eben ein Drawdown von knapp 20% hinter uns gebracht – ein Wert, der in den vergangenen 20 Jahren das Maximum eines Jahres markierte. Daher ist es gut möglich, dass der Markt völlig bereinigt wurde und bereit ist für weitere große Anstiege. Daher ist die Wahl der Mittel für mich: entweder long sein oder flat aber keinesfalls short.
Der US-Markt scheint mit einem fulminanten Start in den März kurzfristig vielleicht etwas überhitzt und könnte – zumal nächste Woche der große Optionsverfall vor der Tür steht – etwas korrigieren. Der DAX aber hat noch einiges nachzuholen. Daher bin ich am Freitag auch wieder 100% long gegangen und hatte zuvor aufgrund der Unsicherheiten bzgl. des EZB-Meetings vorher auf 50% reduziert, was auch im Nachhinein sich als richtig erwieden hat.
Insgesamt bin ich zufrieden mit der Wikifolio-Performance der jüngeren Zeit. Zum ATH fehlen nur noch 4 Punkte bzw. 2%. Was mich natürlich am meisten freut, ist die Outperformance, die ich seit der Anpassung meines Handeln generiere:
Quelle: Boerse.de
In der Wikifolio Rangliste, befindet sich mein Zertifikat aktuell auf einem äußerst unbefriedigenden Rang 111, den ich mir vor allem mit vielen gemachten Fehler in ersten zwei Jahren zuzuschreiben habe. Da gibt es noch einiges aufzuholen. Der Weg stimmt und das wiederum stimmt mich zuversichtlich.
beste Grüße und ein glückliches Händchen!
Lukas