Ich denke der Konflikt – und anders kann man es kaum noch nennen – zwischen Griechenland und seinen Geldgebern ist an einem Punkt angelangt, an dem es nur noch darum geht sein Gesicht zu wahren. Da sendet der griechische Premier vergangene Woche kurz vor knapp ein Reformplan und verkündet seine Heldentat lauthals im Fernsehen. Der Grund ist einfach. Im Falle einer Ablehnung liegt die Schuld gleich den anderen. Dann heißt es, man habe alles getan die Geldgeber zu überzeugen, die bösen anderen (die Deutschen!) waren es, die nicht wollten. Schon kann man die Opferrolle spielen.
Die Kanzlerin, von der man halten kann was man will – sie ist einfach eine kluge Strategin, holt sich auf der anderen Seite seit einigen Wochen schon zum Thema stets Hollande, und Trichet und Legarde an den Tisch. Sie macht es, damit mögliche harte Entscheidungen nicht ihr persönlich zur Last gelegt werden. Damit demonstriert sie gleichzeitig auch europäische Geschlossenheit. Der wahre Grund aber ist die Verteilung der Last bei Entscheidungen auf mindestens 3 Köpfe.
Die Tatsache, dass man nicht mehr gemeinsam am Tisch verhandelt, sondern nur noch um das letzte Wort taktiert zeigt mir mit den Erfahrungen aus Führungsaufgaben im Berufsleben, dass beide Seiten wissen, dass der Ofen aus ist. An solchen Punkten kann man eigentlich nur noch mit externer Hilfe nach den kleinsten Gemeinsamkeiten für einen Neustart suchen.
Für die Griechen ist die Situation ein klassisches Dilemma. Dilemma bedeutet, dass jede der möglichen Entscheidungsmöglichkeiten zu einem unerwünschten, negativen Resultat führen. Auf der einen Seite gibt es die Möglichkeit das vom IWF geforderte harte Sparprogramm zu akzeptieren, welches als Folge die Wahlversprechen ad absurdum führen würde und auf der anderen Seite steht der Austritt aus dem Euro, welcher das Land für Jahre in die Armut schicken würde und sicherlich eine humanitäre Katastrophe wäre.
Ich kann von außen nur sagen: Liebe Politik – selbst schuld dass es soweit gekommen ist! Was vor 2 Jahren getan wurde ähnelt einer Insolvenzverschleppung. Gut, ich kenne nicht die Fakten, die damals auf dem Tisch lagen als man so entschieden hat. Vor allem weiß niemand wie tief Banken betroffen waren und welche Kettenreaktionen möglich wären, aber trotzdem bleibe ich dabei. Es ähnelt einer Insolvenzverschleppung. In der freien Wirtschaft wird man dafür rechtlich belangt. Griechenland ist pleite, die Maßnahmen, mögen sie gut gemeint gewesen sein, wurden rückblickend betrachtet zum ersten nicht konsequent “durchgezogen” und zum anderen hatten sie keinen Rückhalt im Land, da die Situation durch die Verschleppung vermutlich nicht transparent genug der Bevölkerung bewusst war. Das Vorhaben war zum Scheitern verurteilt.
Ich bin wirklich gespannt wann der Spuk beendet wird, denn das Einzige, worum es hier noch geht ist die Frage nach dem Wann.
Warum schreibe ich den ganzen politischen Mist? Naja, leider beeinflusst das Gerangel aktuell sehr stark die Aktienmärkte. Ich hatte es hier schon öfter geschrieben, der Trendmarkt ist vorbei, wir sind seit gut 2 Monaten in einem Seitwärtsmarkt. Diesen Blogpost schreibe ich allerdings, weil ich beschreiben möchte weshalb ich aktuell agiere wie ich agiere. Ich bin nämlich flat und zwar schon seit Wochen.
Und ich fühle mich gut dabei. Ich bin sogar sehr froh, dass ich meine Lektion schon gelernt habe. Gerne habe ich mir in der Vergangenheit in solchen Märkten die Finger verbrannt und meine Jahresperformance vernichtet. Heute, mit den gemachten Erfahrungen weiß ich, dass man als mittelfristig orientierter Anleger nur eine Wahl hat und zwar die Coins vom Tisch zu nehmen. Mehr noch. Coins vom Tisch nehmen und bloß keine shorts aufnehmen!
Na klar hätte man im April eine dicke Ladung shorts in sein Depot stecken können und wäre heute 1000 DAX Punkte vorn, aber wer macht sowas? In einen zum damaligen Zeitpunkt intakten und starken Aufwärtstrend shorts zu kaufen gleicht einem Versuch einen fahrenden Güterzug stoppen zu wollen. Das ist gambling und nicht trading. Ich werde auch weiter keine shorts aufnehmen, sie sind einfach nicht interessant für den mittelfristigen Ansatz so lange sich die Märkte oberhalb ihrer 200 Tage Linie befinden. Und da wäre noch ein gehöriger Abstand bis die 200er Linie erreicht ist:
Ich kann mich nur wiederholen. Bin sehr froh an der Seitenlinie zu stehen und meine Schäfchen im Trockenen zu halten – sprich im Depot ohne Position zu sein. Weshalb soll man sich die wilden und völlig unberechenbaren 1% rauf und 2% wieder runter Ritte geben? Dies hier ist ein Nachrichten-orientierter Markt. Hyper nervöse Ausschläge in beide Richtungen mit Reaktionen Nachrichten die man nicht abschätzen kann. Einigen sie sich doch? Was ist wenn nicht?
Ich meine: Warten wir die Entscheidung ab, es bleiben genügend Körner um dann aufzuspringen. Casino brauche ich beim Traden nicht.
Gute Zeit Euch!
Kann da nur dem Beitrag zustimmen. Die Politiker wussten schon seit Jahren das die Strategie die sie mit Griechenland fahren total in die Hose gehen wird. Jetzt wird es immer schmutziger und die Schuldfrage wird hin und her geworfen. Der Markt leidet dem entsprechend auch auf unter der Situation. Ich glaube bald Platz die Sache sowie so und dann gibt es eine Richtung wieder im Markt. Drei mal dürft ihr raten wo hin die fahrt gehen wird….
Nein, die Welt wird nach einem “grexit” nicht untergehen. Was wir hier derzeit sehen ist eine angstgetriebene Korrektur. Keine Marktwende. Eine Marktwende werden wir nicht sehen so lange die Zinsen und der Ölpreis unten sind.
Daher sind solche angstgetriebenen Situationen wie die derzeitige wunderbare Gelegenheiten seinen Aktienbestand wieder zu füllen. So sehe ich das zumindest.
Mir ging es nur darum IN den Korrekturphasen nicht mit vollem Depot an Bord zu sein. Das ist mir gelungen. Nun geht es wie gerade gesagt darum den richtigen Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg zu finden. Ich habe einen ersten Fuß schon mal in die Tür gesetzt mit einem anteiligen Kauf gestern (Donnerstag) früh.