Stärke

Ich freue mich. Ein recht schwieriges Jahr geht zu Ende. Und es geht eigentlich genau so zu Ende wie prognostiziert. Das tut gut. Es tut auch gut zu sehen, dass die eingeleiteten Qualitätsmaßnahmen im Wikifolio-Trading Wirkung zeigen. An zwei größeren Baustellen muss ich noch arbeiten, auf diese möchte ich im Folgenden eingehen. Aber der Reihe nach.

Zunächst einmal ein Blick auf den Jahreschart des DAX in der Performance-Sicht:

dax_perf

Klarer Fall von Seitwärtsmarkt, meint ihr nicht? 4,11% Stand heute konnte der DAX zulegen dieses Jahr. Gar nicht schlecht eigentlich, mit einem gehebelten ETF wäre man in der Region + 7% in etwa. Wer (wie ich) versucht mit Timing-Methoden den Markt zu schlagen, hatte es dieses Jahr nicht leicht gehabt. Gut, es gab größere mehrwöchige Swings nach oben, aber ebenso sehr deftige Abverkaufsphasen. Und die waren neu dieses Jahr. Das hat man seit 2011 eigentlich nicht mehr gesehen. Es musste adaptiert werden was die persönlichen Tradingsmethoden betrifft. Der Handel nach den Methoden aus 2013, der eigentlich nur daraus bestand jeden Dip zu kaufen, war dieses Jahr nicht richtig. Diese Adaption ist mir nicht gut gelungen, muss ich sagen.

Daraus gilt es zu lernen und die nötigen Maßnahmen abzuleiten. Ganz konkret hätte ich mir um ein Haar meine 2 Jahresperformance versaut (sorry), weil ich in eine laufende Abwärtsbewegung in die Dips kaufte. Und zwar nach dem Muster aus 2013, bis ich feststellte, dass es keine Dips waren. Die ersten Lehren daraus, habe ich hier zusammengefasst.

Abgeleitet daraus und mit neuen Werkzeugen im Koffer, agierte ich in der nächsten Korrekturbwegung vor 2 Wochen im Dezember vorsichtiger. Ich kaufte nur noch in 20% Tranchen. Ich kaufte dennoch erneut recht früh in einer größeren Abwärtsbewegung, erwischte aber mit der letzten Tranche das Low fast auf den Punkt genau. Dennoch ergab sich dadurch erneut ein Drawdown. Diesmal keine 22%, sondern wie ich finde recht verträgliche 9%. Das stimmt mich einerseitz zufrieden andererseits zeigt sich, dass man noch Verbesserungen vornehmen kann und muss.

Zufrieden bin ich deshalb, weil sich nachweislich zeigt, dass die Maßnahmen wirken. Die Reduzierung des Drawdowns von 22 auf 9% freut mich wirklich. Aber: Der Drawdown hätte auch bei vielleicht nur 2 oder 3% liegen können, wenn ich mehr Geduld aufgebracht hätte mit den Käufen. Der DAX war bei knapp über 9.300 Punkten auch nur noch knapp vom Stopp entfernt, es hätte mich aus raushauen können. Daher will ich aus der Dezember-Bewegung erneut Qualitätsmaßnahmen ableiten und möchte in Zukunft das Einkaufen in Abwärtsbewegungen mit einer neuen Regel weiter reduzieren. Ich werde nur noch maximal bis zu 1/3 des Depots dort einkaufen dürfen. Ich möchte an Bord sein mit meinen Longs wenn der DAX nachweislich gedreht hat. Das Kriterium hierführ ist ein stinklangweiliger Moving Average 7 daily. Nur wenn der Kurs oberhalb seines 7-Tage Durchschnittes ist ist dieser Nachweis erbracht. Wenn er darunter ist, darf ich nur max. 1/3 des Depots long sein. Diese einfache Regel hätte mir dieses Jahr eine erheblich bessere Performance beschert.

Das wichtigste Qualitätsziel fürs nächste Jahr in meinem Swing-Depot lautet also: Reduziere weiter dein Drawdown! Das Mittel dazu: Eine starke Budgetbegrenzung bei aktiven Bären-Trends.

Das wäre Baustelle Nr.1. Baustelle Nr.2 ist der Exit. Auch hier konnte ich in diesem Jahr einen guten Schritt nach vorne gehen. Ich verkaufe bei drehendem MACD_daily. Das war dieses Jahr 3x zu früh. 3 Mal steht man dann vor dem Markt und ist völlig fehleranfällig, weil weiter steigende Kurse eine Wiedereröffnung von neuen Positionen schwierig machen. Vor allem aufgrund der Initialstoppsetzung. Der Stopp nach marttechnischen Aspekten, wie ich ihn nutze, liegt bei Kauf von neuen highs oft viel zu weit weg. Dadurch steckt man wieder in der Drawdown-Falle. Zum anderen ist man aufgrund der versäumten Buchgewinne emotional angegriffen und dadurch oft nicht richtig handlungsfähig und begeht Fehler. Und alles nur weil man von einem fahrenden Zug abspringt und nicht abwartet bis er am Bahnhof hält. Auch dieses Jahr hat gezeigt: Trends werden nicht in wenigen Tagen beendet. Es braucht Wochen oder Monate bis sie austrocknen. Alle Zeit der Welt für einen geordneten Rückzug.

Ich werde künftig bei Long-Positionen daher nur noch 1/3 davon händisch per Limit verkaufen dürfen. Die zwei anderen Drittel werden per nachgezogenem Stopp mitgezogen und dürfen erst min. 2 Wochen später händisch verkauft werden.

Zwei wichtige Regeln, die mir eine erheblich bessere Performance als dieses Jahr bringen werden.

Mit akutell +15% Jahresperformance im Wikifolio habe ich zwar den DAX deutlich geschlagen, bin aber vor allem aufgrund des Drawdowns im Oktober weit weg von meinen selbst gesteckten Zielen. Und dennoch bin ich zufrieden, weil es wie ich finde einen extrem schwierigen Markt zu schlagen gab in diesem Jahr. Schwierig vor allem deshalb:

spx_vs_dax_perf

Zu sehen ist die relative Performance des S&P500 ggü. dem DAX. Seit Einsetzen der Russland/Ukraine Krise im Sommer hat der S&P den DAX um schlappe 10% (!) outperformed. In anderen Worten: Hätte ich einfach den S&P gehandelt, nehmen wir mal an, er wäre währungskursneutral, hätte ich einen Vorteil von 10% gehabt, gehebelt bis zu 20%. Ja, ich weiß, ein bißchen Milchmädchenrechnung, ABER: Ich handle den DAX nach Signalen aus den US-Märkten. Die Signale haben unterschiedliche Auswirkungen. Es kommen wieder Zeiten, da werden die gleichen Signale eine relativ bessere Performance des DAX mit sich bringen. Dieses Jahr war diesbezüglich einfach nur Pech.

Zusammenfassend kann ich eigentlich nur sagen: Ich freue mich auf das, was in 2015 auf uns zu kommt. Bin mehr als vorbereitet! Die Umstellung des Tradings auf den Indexhandel in 2014 mit meinem Wikifolio war goldrichtig. Kleinere und größere Fehler sind gemacht, die Hausaufgaben sind erledigt und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sich das in 2015 in Performance niederschlagen wird.

Ich muss auch für mich persönlich festhalten: Das (saisonale) Swing-Trading auf Tageskerzenbasis ist ein völlig anderes Paar Schuhe als das Intraday-Scalp Trading, das ich eigentlich betreibe. Es braucht ganz andere Kriterien, ganz anderes Sitzfleisch, ganz andere Aktivität – eher erzwungene Passivität. Im Intradayhandel wäre das tödlich. Was allerdings immer gleich ist und auch immer Grundvoraussetzung für erfolgreichen Börsenhandel bleiben wird, ist die Pflicht zur täglichen Arbeit mit dem Handel, der Analyse der Fehler und der Erarbeitung von Abstellmaßnahmen. Ohne dieser Qualitätsarbeit wird man meiner Ansicht nach niemals dauerhaft bestehen können.

Ich wünsche Euch noch eine schöne Weihnachtszeit, möchte Euch fürs Vorbeischauen hier im Blog danken und wünsche Euch eine satte Ernte dieser Rallye, die von mir aus gern bis April 2015 dauern darf.

Lukas

 

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