Es ist eigentlich immer die selbe Prozedur. Wenn starke Trendaktien wie aktuell Takkt oder Ströer Media, nur um die zu nennen, die ich im Depot hatte, anfangen zu stocken, ist Alarm angesagt und oft ist es nur noch eine Frage von wenigen Tagen bis die nachlassende Kaufkraft auch im Gesamtmarktindex zu sehen ist und die laufende Bullenbewegung im Markt beendet wird.
Mein Trading war in diesem Monat etwas unglücklich, aber alles andere als schlecht wenn ich das so sagen darf. Das möchte ich gern erklären, denn viele Trades schlossen zwar mit Verlust, waren aber gute Trades hinsichtlich der Aspekte, die für den Trader entscheidend sind – vor allem im Sinne der Risikominimierung und Verlustbegrenzung aber auch der Regelbefolgung und Reaktion auf das Marktgeschehen. Der einzige Handelsfehler der vergangenen 30 Tage war der Re-Entry bei Stratasys nachdem die erste Position ausgestoppt wurde. Es war irgendwie schon die logische Folge, dass auch die zweite Position ausgestoppt werden sollte wenn sich schon die erste nicht positiv entwickeln konnte. Gehört zum Geschäft, es gilt die Lehren daraus zu ziehen.
Handelsprinzipien & Trading-Know-How
Es ist wichtig für jeden Trader, Investor und Hobbybörsianer zu verstehen, dass der Trader niemals die Preisentwicklung des Marktes oder einer Aktie beeinflussen kann (es sei denn er kann Käufer steuern über Börsenbriefe z.B., aber das nur nebenbei..). Jedenfalls wird der legale Trader nie wissen können, ob eine gestartete Position weiter im Wert gewinnt oder verliert, sehr wohl aber kann der Trader sein Risiko der jeweiligen Position steuern, heißt die Position verkleinern oder vergrößern und die richtigen Entscheidungen bzgl. Aufstocken, Kaufen und Verkaufen setzen. Nur daran kann sich der Trader messen lassen, auch wenn es mal zur Folge hat, dass die Handelsabschlüsse eine Zeit lang negativ werden. Eine positive mittelfristige Performance wird die Folge sein, aber die hat nun auch einmal drawdowns, auch wenn das scheinbar viele nicht verstehen bei dem Spiel mit Wahrscheinlichkeiten.
Eines meiner Prinzipien lautet: Bei den Bullenaktien musst du mit einer großen Position dabei sein. Die Bullen im Depot können gar nicht groß genug sein! Daher kaufe ich Aktien, die ab 10% im Plus liegen nach und bei jeden weiteren 10% erneut. Natürlich kann es passieren, dass der Markt dann dreht, aber so ist das dann und dann steigt man eben wieder aus. Diesmal drehte der Markt genau ab dem Punkt des Nachkaufens. Ich habe Stratasys genau am Top (!) aufgestockt. Eine Stunde später kam ein Downrating eines Analysten. Das führte zu einem sofortigen 5% Abverkauf der Aktie, die schon über 50% Depotposition ausgemacht hat. Pech, aber gehört ganz normal zum Geschäft. Rückschläge dieser Art wird es im Laufe des Projektes noch häufig geben. Dieses Ereignis war sogar noch weit weg von einem, das ich als “wort-case” bezeichnen würde…
Wie auch immer, das DrawDown im Depot in den vergangenen 2 Wochen zeigt mir, dass der Markt kränkelt, dass Trendaktien nicht mehr laufen. In einem frischen, gesunden Markt hat so ein Downrating keinen nennenswerten Einfluss auf eine Aktie. Wenn aber die Käuferschicht aus “zittrigen Händen”, wie es Kostolany formulieren würde, besteht, dann ist die Bereitschaft zum sofortigen Verkauf groß und das tun die zittrigen Trader dann auch. Für den erfahrenen Anleger ein erstes ernstzunehmendes Alarmzeichen.
Die Indizes sind auf Rekordstand. Der DAX etwas davon entfernt. Daher schloss ich die Deutschen Titel zuerst. Der relativen Stärke des US-Marktes musste ich die Chance lassen und so ließ ich die Aktien, die in meinem Handeslsystem noch im Trend stecken und ein noch aktives Long-Signal hatten noch laufen. Aber das ungute Bauchgefühl stieg. Ich musste die Longs nach und nach am Stopp schließen, viele kamen sogar noch mit einem kleinen Plus davon. Gestern aber kam das Short-Entry Signal, welches ich im Wikifolio direkt umsetzte über DB X-TR SHORT DAX X2 ISIN: LU0411075020. Der summierte Kaufpreis von 14,79€ pro ETF entspricht in etwa einem DAX-Stand von 8.320 Punkten.
Marktausblick
Ich vermute, dass wir am Beginn einer großen, vielleicht 15-20% Markt-Korrektur stecken, die bis zum nächsten Verfallstermin im September, vielleicht sogar bis zum Oktober laufen wird. Darauf deuten die Intermarket-Signale des US-Marktes hin, auf die ich nun kurz eingehen will. (Der DAX wird den US-Markt folgen, versteht sich hoffentlich von selbst..)
Ich mache das vor allem an der AD-Linie fest: Das Hoch bei 1700 Punkten im S&P konnte in der AD-Linie (neue highs-neue lows) nicht bestätigt werden.
Dann wäre da die psychologisch wichtige glatte 1700er Markte im S&P und vor allem auch die Saisonalität.
Da ich mich nicht mit fremden Federn schmücken möchte und auch nicht darf ;-) klickt doch selbst auf die großartigen Beiträge der zwei unten verlinkten Blogs:
Die erste Übersicht von EquityClock.com zeigt alle Election-Zyklen und vor allem diesen Nachwahlzyklen-Verlauf des S&P, welcher typischer Weise Ende Juli/Anfang August sein Top findet und bis Ende September korrigiert. Was ein Zufall – wir haben Ende Juli!
Die zweite Übersicht stammt von iSpyETF, und bestätigt den Verlauf ebenfalls damit, dass der VIX Ende Juli seinen saisionalen Tiefpunkt findet. Long VXX ist daher ebenfalls keine allzuschlechte Idee derzeit…
Habt eine super weitere Woche bei dem tollen Wetter
Solltet ihr ebenfalls von einer Korrektur ausgehen, schaut doch in mein Wikifolio! WKN: LS9BBX (Performance findet ihr rechts hier im Blog). Bitte auch den Disclamer beachten. Ich bin dort jederzeit investiert.
Eine Auswertung der BankofAmericaMerrylLynch http://www.zerohedge.com/news/2013-07-24/real-great-rotation also eher mit Vorsicht zu ‘geniessen’.
Zur Saisonalität eine Anmerkung: So lange Zeitreihen über 50 Jahre und mehr tragen die Gefahr in sich, statistische Ausreißer zu stark zu gewichten bzw. auch alles sehr zu glätten. (Btw. wäre mal interessant ein Vergleich mit und ohne den fünf höchsten UP’s und Down’s). Ein Vergleich (am Beispiel des Dow Jones) lange und kurze Zeitreihe findet sich auch auf Seasonalcharts.de. Außerdem ärgert mich immer, die Daten enden im Jahr 2009.
Andererseits ist der Saldo DAX Saisonalität in diesem Monat deutlich im Minus
und der Rest des Monats alles UP.
ja, wie so oft helfen nur eigene Recherchen oder Backtests. Ich würde es aber so sehen: Wenn sich in den vergangenen, sagen wir mal 20 Jahren eine Tendenz abzeichnet, brauche ich den Verlauf davor nicht zu kennen, denn vielleicht gilt er nicht mehr.
Wenn ich faul bin und keine eigenen Recherchen anstellen will oder kann, schaue ich gerne hier vorbei: (Tipp!)
http://blog.stocktradersalmanac.com/